Mittwoch, 28. Mai 2014

Petróleo para los gringos oder wie sich der BND wieder irrte (Teil II, Fortsetzung von "Wie die Bundesrepublik ihre Sicherheit bestimmt")



Seit ungefähr einem Jahr schwirrt eine Studie des Bundesnachrichtendienstes durch die Medien und Öffentlichkeit. Diese besagt, dass sich die USA als Supermacht aufgrund der steigenden Förderung von Erdöl durch Fracking vom Weltgeschehen stärker zurückziehen. Aha, zweifellos ist die Studie interessant. Ich war fasziniert. Doch seit langem warte ich nun, bis endlich einer diese Aussage widerlegt. Es findet sich keiner, weil vielleicht jeder eine geheime Quelle hinter den Erkenntnissen vermutet. Jedoch frage ich mich, welcher Mathematiker, Physiker, Informatiker oder Ingenieur diese fehlerhafte Studie zu verantworten hat.

Deswegen habe ich ein Beispiel für Sie. Stellen Sie sich bitte vor, dass Sie Millionär sind. Nun kriegen Sie eine Million geschenkt. Einfach so. Toll, nicht? Denken Sie etwa nun daran, freiwillig eine Million irgendwen abzugeben? Nur ein Narr würde das glauben.

Folglich werden die USA ihre Vormacht auch nicht an andere Staaten abgeben. Zumal sie sich das aufgrund der aktuellen Weltlage auch nicht erlauben können. Die USA haben den Iran als gute Ölquelle nach der Islamischen Revolution 1979 verloren. Nachdem Irakkrieg 2003 konnte sich die USA nach langjährigem Embargo noch Lizenzen und Konzessionen im Irak sichern. Unter anderem für Halliburton. Jedoch entzog die irakische Administration diese nach und nach den US-amerikanischen Firmen. Nach dem Aufstand und Bürgerkrieg 2011 fällt ebenfalls Libyen als Lieferant flach, weil in diesem Land die Lage einfach zu unübersichtlich und schwierig ist. Außerdem können sich die USA nicht große Differenzen mit Russland und Venezuela erlauben. Der verstorbene venezolanische Präsident Hugo Chávez erlaubte sich sogar deswegen jährlich den Spaß, sozialschwachen US-Bürgern gratis Öl zu liefern. Also: „petróleo para los gringos“.

Zwar werden US-amerikanische Politiker und Wirtschaftsbosse ihren Vorteil durch das Fracking auszunutzen wissen, doch wird das nur ein Bluff sein. Jeder US-Verhandlungspartner versteht Öl als Schmierstoff für die Wirtschaft. Öl dient nicht als bloße Energiequelle sondern auch als Grundlage für die chemische Industrie. Und deswegen werden US-amerikanische Verhandlungspartner aus scheinbarer Unabhängigkeit versuchen, Bedingungen zu ihren Gunsten zu drücken. Und der Druck wird stetig steigen. Zwar werden die USA keine Truppen mehr leichtfertig irgendwo hinschicken, doch der Machtanspruch bleibt bestehen. Das ist absolut kein Vorwurf, es ist nur menschlich. Und die Studie des BND verkennt die Menschlichkeit absolut.

Günther Jauch hortet Glühbirnen vorrätig im Keller, Mutter Beimer dafür nicht



Die Schwemme an Quiz-Shows im deutschen Fernsehen ist enorm. Jörg Pilawa soll gegen das Quotentief im Vorabendprogramm des Ersten ankämpfen. Günther Jauch ladet immer noch regelmäßig zu seinem Millionen-Quiz ein. So hat jeder deutsche Staatsbürger mittlerweile die Chance, einmal Gast bei einer Quiz-Sendung zu sein. Und die Chancen stehen gut, schließlich ist das Niveau für eine gemäßigte Summe bei Günther Jauch nicht sonderlich hoch. Gleiches gilt für die Sendung von Jörg Pilawa. Sicherlich ist es einfach, sich aus dem Hintergrund heraus darüber zu echauffieren. Wenn man Gast bei einem Fernseh-Quiz ist, spielen viele Faktoren, die einem den Gewinn verhageln können, eine Rolle. Das sind Aufregung und Lampenfieber. Wer steht schon in seinem wirklichen Leben professionell vor der Kamera oder vor einem Publikum? Gleichzeitig geht es bei diesen Quiz um Geld. Wer will also eine bereits erkämpfte, stattliche Summe so einfach auf’s Spiel setzen? Lieber 15 000 Euro als nichts. Also bloß keine Blöße geben. Da ist dann auch die Million egal.

Deswegen ist Günther Jauch als sogenannter Talker ins Erste gewechselt, weil solche Quiz-Sendungen aufgrund von mangelnder Spannung mittlerweile ihren Charme verlieren. Außerdem bieten politische Talkshows mehr Unterhaltung und Spannung als ein gewöhnlicher Gewinner von 32 000 Euro, zumal der Gewinner einer Debattierrunde nicht zwangsläufig feststeht. Für sein Engagement als Talker kriegt Jauch vom Auftrag gebenden NDR 10,5 Millionen Euro und muss nur 39 Sendungen pro Jahr abliefern. Für solch eine Summe setze ich mich auch gern 39-mal im Jahr für jeweils eine Stunde vor die Kamera. Viel passieren kann ja nichts. Politik soll für den Bürger einfach und oberflächlich bleiben. Der Zuschauer darf nicht überfordert werden. Sonst könnten wir ja gleich Helmut Schmidt und Reinhold Beckmann allabendlich sabbeln lassen.

Und an die Vorgaben hält sich Jauch auch hervorragend. Zu sehen war es am vorgestrigen Wahlabend. Nach der Europawahl 2014 am Sonntag, dem 25. Mai, hatte Jauch Juli Zeh, Wolfgang Schäuble, Peer Steinbrück und Giovanni di Lorenzo bei sich zu Gast. Man schlapperte ein bisschen hierüber, ein bisschen darüber. Alles ohne tiefgreifende Erkenntnisse.

Jedoch versuchte sich die Schriftstellerin und Juristin Juli Zeh darin. Die Wahrheiten, die sie von sich gab, waren allgemein bekannt und unbestritten. Allerdings versuchte sich Zeh auch in neuen Erkenntnissen. Und zwar in folgender: „Die Europäische Union ist erstmalig der Versuch eines friedlichen Miteinanders in Europa.“

Nein, das stimmt nicht. Doch keiner widersprach. Es gab nämlich auch vorher Versuche. Diese blieben nur alle auf lange Sicht erfolglos. Nach dem Dreißigjährigen Krieg gab es 1648 den Westfälischen Frieden. Der Wiener Kongress von 1815 war die Konsequenz der Napoleonischen Kriege. Gegen Ende des Ersten Weltkriegs legte Woodrow Wilson 1918 sein 14-Punkte-Programm vor, was die Schaffung des Völkerbundes als Vorläufer der Vereinten Nationen beinhaltete. Die Vereinten Nationen und die EU wurden als Konsequenz des Zweiten Weltkriegs gegründet. Diese vielen Bemühungen waren deshalb bislang erfolglos, weil sie Kriege als probates und legitimes Mittel zur Umsetzung der Außenpolitik nicht kategorisch missbilligten. Heute werden Angriffskriege zwar verurteilt. Das Verteidigen des eigenen Landes oder der Beistand von anderen Ländern dagegen nicht.

So schwadronierte Zeh weiter rum. Tja, das Thema NSA-Ausspähaffäre ist also doch etwas einfacher. Da kann man klar mit dem Finger auf den Übeltäter zeigen, ohne dass sich jemand dagegen auflehnt.

Jedenfalls kein einziger Widerspruch in der Runde. Auch nicht von Steinbrück. Dafür wurde Steinbrücks Aussagen ebenfalls nicht widerlegt. So sagte Steinbrück aus, dass die EU-Kommission nicht nach der Gewaltenteilung von Montesquieu arbeite. Schließlich sei die Kommission eine Mischung aus Legislative und Exekutive. Doch hat sich Steinbrück auch in der bundesdeutschen Wirklichkeit umgeschaut, wo Anwaltskanzleien und Lobbyverbände im Auftrag von Ministerien Gesetze ausarbeiten? Und diese Gesetze werden dann durch Fraktionszwang in der Koalition abgenickt. Der Verfassungsrechtler Hans Herbert von Arnim hat das in „Das System“ und andere Büchern mehrfach belegt. Ja, das waren noch Zeiten als die Aristokratie, die Herrschaft der Besten auf Deutsch, vorherrschte. So darf mittlerweile jeder ein bisschen plappern, was ihm gerade in den Sinn kommt. Das ist auch nicht verwunderlich an einem Wahlabend, an dem jeder euphorisch ist und sich als Gewinner sieht. Also sei es Schäuble, Steinbrück und auch Zeh sowie di Lorenzo vergönnt.

Alle fünf ließen sich gegenseitig gewähren. Schließlich bedarf ein Auftritt in einer politischen Talkshow ja ein paar politischer Inhalte gepaart mit Oberflächlichkeit und Eloquenz. Und damit zeigt sich erst am Ende der Runde, wer gewonnen hat. Das ist dann der Gast, der am meisten geredet hat, ohne Widersprüche zu erhalten.

Doch man kann auch dadurch gewinnen, indem man einen Gast gegen die Widersprüche eines anderen oder ohne Widerspruch beiseite springt. So geschah es auch in der gleichen Sendung von Günther Jauch, als Giovanni di Lorenzo unaufgefordert erklärte, dass er wie Peer Steinbrück massenhaft Glühbirnen im Keller hortet.

In seiner geselligen Kaffeerunde erklärte dann Günther Jauch dazu: „Ich auch.“ Vermutlich wollte Jauch auch einmal Gewinner sein, nachdem er so viele politische Talkshows moderiert und so vielen Bürgern Geld geschenkt hat. Damit verabschiedete sich die gesellige Runde, schließlich waren sich alle einig, nachdem alles thematisch kurz angerissen wurde. Nun freue ich mich auf die nächste Ausgabe der Lindenstraße, die garantiert mehr Spannung und Zwietracht bietet. Und da gilt es als verpönt, wenn man keine Sparlampen nutzt. Also hortet Mutter Beimer keine im Keller!

Montag, 26. Mai 2014

Martin Schulz ist wieder unterwegs, dieses Mal bei den Linken


Man kann davon halten, was man will. Man kann es abtun, sich darüber erfreuen oder sich ereifern.

Martin Schulz, derzeitiger Präsident des Europäischen Parlaments und möglicher neuer EU-Kommissionspräsident, ist bei den Linken. Im EU-Parlament firmieren sie allerdings unter der Bezeichnung „Konföderale Fraktion der Vereinten Europäischen Linken/Nordischen Grünen Linken“, kurz GUE/NGL. Von der deutschen Sozialdemokratie werden die deutschen Linken skeptisch bis missbilligend beäugt und die griechische Linke „Syriza“ als radikal abgetan. Doch wirkliche Berührungsängste sind offensichtlich gering. Die Aussicht auf ein bedeutendes Amt nimmt alle Vorurteile.

Zu sehen in den Tagesthemen am Wahlabend vom 25. Mai 2014. Im Hintergrund eindeutig erkennbar: Fraktionsvorsitzende Gabi Zimmer und die letzten drei Buchstaben des Kürzels „NGL“.

So schnell gehen Verhandlungen, wenn man Kommissionspräsident werden will. Da kann die Abreise aus Berlin trotz Feierlichkeiten nicht schnell genug erfolgen. Zu tief steckt wohl Schulz‘ Schmerz über die bitterste Niederlage bei der letzten EU-Parlamentswahl 2009, als er als Spitzenkandidat das schlechteste Ergebnis für die Sozialdemokraten in Deutschland eingefahren hat. Klare Niederlage und vermeintlicher Sieg liegen zwar fünf Jahre auseinander, Schmerz und Freude dagegen enger. Und Freudenschmerz sorgt in diesem Fall für Eifrigkeit.

Was rauskommt, werden wir sehen. Wir bleiben gespannt.

Sonntag, 25. Mai 2014

Wettervorhersage



Regelmäßig gucke ich die Tagesschau um 20.00. Das ist nicht nur informativ, sondern auch ganz praktisch, wenn man anschließend einen Spielfilm oder anderes schauen will. Am Ende der Tagesschau kommt eigentlich immer der Wetterbericht, wenn keine Eilmeldungen eintreffen. Der Wetterbericht wird immer von einer Männerstimme vorgetragen. Ich glaube, das ist immer die Gleiche. Komisch, ob der Sprecher nie Urlaub macht?

Jedenfalls bin ich immer über das Wetter verwundert. Als erstes wird Europa mit den ganzen Hochdruck- und Tiefdruckgebieten gezeigt. Die ziehen manchmal über den ganzen Kontinent. Ist ja auch klar, ein Sonderwetter für Deutschland gibt es nicht. Zumindest haben mir die Lehrer das in der Schule so beigebracht. Doch auch bei diesem Thema hat dieser unfähige Berufsstand versagt. Und das merkt man am Wetterbericht der Tagesschau.


Deutschland liegt in der Westwindzone. Also kommen normalerweise als erstes die jeweiligen Wetterlagen aus den Niederlanden, Belgien, Luxemburg und Frankreich. Wenn ein Tiefdruckgebiet kommt, erfolgt meistens Niederschlag. Doch komischerweise regnet es nie in den Niederlanden, Belgien, Luxemburg oder Frankreich. So zeigt es nämlich die Tagesschau. Dann regnet sich das alles ab der Grenze über Deutschland ab. Und danach sind die Wolken in Dänemark, Polen, Tschechien, Österreich und/oder der Schweiz. Doch an der Grenze zu unseren lieben nördlichen, östlichen und südlichen Nachbarn hört auf einmal der Niederschlag wieder auf. Komisch!

Wir Deutschen müssen ein sehr sündiges Volk sein, dass uns der liebe Herr Gott immer mit Niederschlägen die Sintflut androht.

Ja, wenigstens können unsere lieben Freunde aus den Nachbarstaaten heute im Trockenen wählen gehen. Jedoch haben die dann keine schlechte Ausrede, die Europawahl 2014 versäumt zu haben.

Samstag, 24. Mai 2014

Vize-Teil 2



Wenn ich mich nicht irre, habe ich es bereits erwähnt. Bald ist Fußball-WM in Brasilien. Die Hysterie bricht langsam aus, zumal bislang der Einsatz mancher Spieler der deutschen Fußballnationalmannschaft durch Verletzungen vage bleibt. Na ja, es wird sicherlich wieder maximal Platz 3. Joachim Löw, der beste Trainer für den dritten Platz. Aber das kann man ihm nicht zwangsläufig vorwerfen. Die anderen Mannschaften sind halt einfach besser.

Löws krönender Abschluss seiner Karriere als Bundestrainer wäre der zweite Platz. Endlich wieder einmal Vize-Weltmeister. Damit wäre Löw mit seiner Mannschaft über sich hinausgewachsen, was dem deutschen Ego unheimlich schmeicheln würde. Kein Titel ist schöner als Vize-Weltmeister und gleichzeitig doch so inhaltslos. Schließlich kann man niemanden vertreten.

Und Miroslav Kloses Ego würde platzen. Im Interview sagt er ja immer: „Wer mich kennt, weiß, dass ich spiele. Und dann mache ich halt ein Tor.“ Man denkt sich seinen Teil.

Bei einem Einzug ins Finale schöbe Klose hinterher: „Schließlich bin ich der Beste!“

Reporter: „Nein, sind Sie nicht!“

Klose: „Dann bin ich eben der Schönste!“
Reporter: „Nein, das sind Sie auch nicht!“

Klose: „Dann bin ich eben der Dümmste. Schließlich muss ich ja irgendeinen Hyperlation erfüllen!“

Reporter: „Okay, das sind Sie, schließlich heißt das Superlativ. Wollen Sie auch der Hässlichste sein?“

Ach, wäre das schön, Vize-Weltmeister 2014. Damit könnte man eine Niederlage im Finale als Sieg umdeuten. Man könnte den Titelträger vertreten, wenn dieser irgendwie ausfällt, was niemals vorkommt. Es wäre einfach toll. Die ganze Nation wäre geblendet. Kein wirklicher Titel, aber dafür Vize-Weltmeister.

Krieg und Frieden? Armut und Reichtum? Alles egal, schließlich ist man Vize-Weltmeister 2014. Weiter so!


P.S.: Wenn Miroslav Klose auf der Ersatzbank sitzt, ist er dann ein Vize-Spieler?