Donnerstag, 19. Juni 2014

Die NSA in Stuttgart – Wie ich mich auf die Spuren der Liebe begab (Teil III)



Vor einiger Zeit habe ich bereits beschrieben, dass ich mich selbst auf die Spuren der Liebe begab. Dazu schlüpfte ich auch in die Rolle einer Frau. Keine Angst, ich habe mich nicht verkleidet. Diese unbequeme Garderobe ziehe ich mir nicht an. Ich besitze auch keine entsprechende Neigung. Vielmehr schuf ich eine weibliche Identität im Internet und kreierte verschiedene weibliche Profile im Single-Communities. Natürlich benutzte ich Bilder von hübschen Frauen. Schließlich wollte ich erfolgreich sein, weil ich erfahren wollte, wie meine männliche Konkurrenz so tickt.
 
Das alles war echt nicht so schwierig. Überall gab es Angebote zum Sex. Auch vermeintlich weibliche Profile, hinter denen zweifellos Männer steckten, meldeten sich. Dass dahinter Jungs steckten, war ziemlich offensichtlich, weil die User ziemlich plump waren.

Nicht minder gierig nach Sex waren die US-Amerikaner. Doch sie waren nicht derartig dämlich wie die angeblichen Frauen, die sich für mein Profil interessierten. Unter den US-Amerikanern waren wenige, die in den Vereinigten Staaten lebten und mir ein Visum für sexuelle Gefälligkeiten, eine Beziehung oder gar eine Ehe anboten. Vielmehr lebten viele der interessierten Amis bereits in Deutschland.

Einer war Trainer einer drittklassigen Basketball-Mannschaft in Ostdeutschland. Einer war Grüßonkel beim US-Konsulat in München, also Mitglied der Ehrengarde des US-Marine Corps. Und ein weiterer war angeblich Logistiker beim US-Militär in Stuttgart, der zusammen mit seiner angeblichen Frau Shelly suchte.

Der in Stuttgart stationierte Soldat war Unteroffizier und umschmeichelte mich mit Lob über meine exzellenten Englischkenntnisse. Ja, das taten die anderen US-Amerikaner auch. Angeblich sprächen die Deutschen nicht sonderlich gut englisch. Allerdings sprach der Soldat trotz Stationierung in Deutschland auch kein Deutsch. Aber egal.

Den Stuttgarter fand ich aufgrund seiner Tätigkeit ganz interessant. Die Militäreinheit in Stuttgart war angeblich für die Logistik in Afrika zuständig. Das war verdächtig. Schließlich besitzt das US-Militär zahlreiche Stützpunkte der Marine und der Luftwaffe wie im italienischen Neapel, was eindeutig näher an Afrika gelegen ist. Gleichzeitig ist der Stützpunkt in Stuttgart vom wichtigen Drehkreuz Ramstein entfernt. Das machte also wenig Sinn, zumal die USA damals kein größeres militärisches Engagement in Afrika ausübten.

Aus dem Buch „NSA – Die Anatomie des mächtigsten Geheimdienstes der Welt“ von James Bamford wusste ich, dass Lauschposten manchmal an den merkwürdigsten Plätzen errichtet werden und diese seinem nicht unbedingt in den Sinn kommen. Signale kann man dort manchmal einfacher abfangen.

Aber nun wundere ich mich über die aktuelle Titelgeschichte des SPIEGELs „Snowdens Deutschland-Akte“. Darin wird unter anderem das Bundesamt für Verfassungsschutz zweimal fälschlicherweise mit „BfU“ abgekürzt. Laut Artikel liegt Shanghai nicht in China. Und die Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU) unter Marianne Birthler wird als Gauck-Behörde bezeichnet.

Am merkwürdigsten ist die Versteifung der Autoren auf den NSA-Lauschposten in Bad Aibling, wo neben Aufklärung über Europa ebenfalls Signale aus Afrika abgefangen werden. Es ist gut möglich, dass zwei Stützpunkte mit den gleichen Aufgaben betraut sind. Jedoch erscheint mir der Stützpunkt in Stuttgart maßgeblicher als Bad Aibling. Der SPIEGEL hebt den Lauschposten in Bayern sogar zum wichtigsten hervor. Anhand der bereits genannten Fehler ist diese Behauptung anzuzweifeln. Egal.

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