Gern schaue ich
Bildungsfernsehen. Das mag wohl an meinem Alter liegen. Mit 29 Jahren bedarf es
wohl keiner Actionfilme mehr, die ich eh nie mochte. Auch irgendwelche
Blödelfilme sind nicht mehr reizvoll. Deswegen gucke ich gern Reportagen,
allerdings keine Tierreportagen. Schließlich bin ich ja nun auch nicht so alt,
dass ich mir irgendwelche inhaltslosen, gering informativen Bilder von
exotischen Tieren anschauen muss. Nein, es sollten interessante Reportagen
sein.
So fand ich in der ARD-Mediathek
viele gute Reportagen. „7 Tage … unter Juden“ (Ausstrahlung: Sonntag, 13. April
2014) war klasse. Zwar hätte ich tiefergehende Fragen als der Reporter
gestellt, aber egal. Die jüdische Gemeinde Oldenburg war sehr interessant und
wurde sympathisch porträtiert. Und ich fand auch tröstlich, dass ich halbwegs
koscher (oder auch halal) esse, weil ich Sojala verwende. Denn das tat der
Oldenburger Rabbi ebenfalls. Man weiß ja nie hundertprozentig, was die
Ausschlusskriterien für den Himmel, das Paradies oder das Jenseits sind. Und so
kann ich wenigstens behaupten, dass ich viel koscher oder halal esse. Und
vielleicht entscheidet sich der Einzug in den Himmel auch am Brotaufstrich.
Kann man dies grundsätzlich ausschließen? Nein!
Jedenfalls fand ich auch eine
andere Reportage. Und zwar „Nadia auf den Spuren der Liebe“ moderiert von Nadia
Kailouli auf Einsfestival. Am Mittwoch, dem 07. Mai 2014, berichtete sie da über
Sex-Maniacs und Sexsucht. Solche Schlagworte verheißen doch wahrhaftige
Spannung. Also schaute ich mir die Sendung am darauffolgen Dienstag in der
Mediathek an.
Für die Sendung hat Nadia zwei
Interviewpartner ausfindig gemacht. Beide irgendwelche Z-Promis, von denen man
vorher nie etwas wissen musste. So ging es zumindest mir. Der weibliche
Interview-Part war „Busty Kat“, ein angebliches Model, Escort-„Dame“,
Pornodarstellerin. Sie hätte sich selbst wohl auch als Zirkuspferd bezeichnet. Da
Kameras Menschen immer größer wirken lassen, müsste man sie daher eher als ein
adipöses Pony benennen. Nadia unterhielt sich mit Kat, die gestand, immer an
Sex zu denken und sehr oft Sex zu haben. Dabei zeigte sie ihre Homepage und
ihre Profile bei irgendwelchen Sexcommunities wie poppen.de. Die Frage, ob Kat
sexsüchtig sei, wurde bejaht. Also gingen Nadja und Kat zu einer Frankfurter
Sexualtherapeutin. Die arme Therapeutin war sichtlich überfordert. Als beide
Gäste die Therapeutin dann fragten, ob Kat denn süchtig sei, stammelte die arme
Frau einfach so herum. Allerdings antwortete sie sehr diplomatisch, indem sie
aussagte, dass Kat nicht sexsüchtig sei. Oh, welch Erkenntnis! So berichteteder SPIEGEL (19/2011, S. 118 ff), dass es keine Sexsucht gäbe. Dafür gibt es
nämlich keine pathologische Verortung. Sexsucht ist eine Erfindung von
irgendwelchen prüden Moralisten aus den USA.
Und eine Erklärung für Kats
stetiger Hingabe für den Sex fand sich auch schnell. Nadia zog mit Kat abends
noch durch Frankfurt. Dafür presste sich Kat in ein viel zu enges, mehr als
hautenges Kleid. Sie wurde auch wirklich von einem einzigen Mann angesprochen.
Der schien leicht alkoholisiert und verzweifelt. Kat war dem Verehrer nicht abgeneigt.
Wieso auch nicht? Schließlich gibt es dafür kostenlose Getränke, sie kann bald
aus ihrem Luft abschnürenden Kleid heraus. Der Abend ist gerettet! Und weshalb
sie sich prostituiert und in Pornos mitwirkt? Ganz klar, damit verdient man
Geld, vielleicht sogar sehr gut. Und Kat hat dabei weniger Hemmungen. Das ist
ihr auch nicht vorzuwerfen.
Der andere Interview-Partner von
Nadia war Chris Prinz, irgendein semi-erfolgreicher Schmusebade aus Berlin. Er
wurde durch Berlin 90210 oder so bekannt, wie ich es später nachlesen konnte. Seine
Lieder gehen ungefähr:
„Mit Dir will ich alleine sein,
für Dich baue ich kein Eigenheim.
Dafür siehst Du zu hässlich aus,
für Dich reicht auch ein Reihenhaus.“
In der Sendung wurde verraten,
dass die Bild-Zeitung Prinz als sexsüchtig beschrieb. Der arme Chris wollte
danach nicht mehr. Okay, tatsächlich war Prinz ehrlicher als Kat und wirkte
dadurch auch sympathischer. So plauderte er über sein Leben, lieferte gute
PR-Bilder, ein tatsächlicher Erfolg bei der Damenwelt blieb allerdings aus.
Tja, da half auch die dicke Zigarre nichts.
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