Es gibt viele Bedingungen, die
ein Mensch erfüllen muss, um einen Job zu bekommen. Als Katholik kann man sich
überall bewerben. Als Protestant braucht man sich nicht bei den Katholiken
bewerben. Als Westdeutscher kann man im Osten Deutschlands alle Posten
bekleiden, während Ostdeutschen dieses Glück im Westen unserer Republik versagt
bleibt. Die Ostdeutsche Johanna Wanka war im zweiten Kabinett von Christian
Wulff bislang eine Ausnahme.
Ich wollte gern bei der
Evangelischen Kirche arbeiten. Objektiv verkörpere ich alle Kriterien.
Scheinbar. Schließlich machten damals immer die anderen das Rennen, denn ich
hatte nicht die passende Qualifikation. Hm. Liebend gern hätte ich die
Landeskirche Hessen-Nassau auf ihrem Weg der Modernisierung beraten und
begleitet. Wahnsinnig gern wäre ich in der Landeskirche Hannover Volontär geworden.
Mit großer Leidenschaft hätte ich die Lobbyarbeit der EKD in Brüssel geleistet.
Alles Absagen. Okay, eigentlich bin ich glücklich, aber schade ist es trotzdem.
Doch stellen wir uns einmal Jesus
vor. Bekanntlich hatte er ja zwölf Apostel und noch mehr Jünger. Sein erster
Apostel war Simon Petrus, ein Fischer aus Galiläa (vgl. Lukas 5, 1-11). Wenig
erfolgreich dazu, aber egal. Was wäre, wenn Jesus zu Simon nicht gesagt hätte:
„Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen.“ Was wäre, wenn
Jesus Simon nach seiner Qualifikation gefragt hätte? „Pah, Du bist Fischer? Wo
ist Dein Abschluss? Kannst Du PR und Öffentlichkeitsarbeit? Kannst Du überhaupt
schreiben oder lesen? Außerdem riechst Du widerwärtig!“ Oha, das Christentum
wäre schnell gescheitert.
Ich bin nicht für die
anglo-amerikanische Mentalität des „Hire’n’fire“. Ich bin ja Gewerkschafter.
Allerdings bin ich für Chancen. Und selbst Jesus hat Simon, einem erfolglosen
Fischer und bekennenden Sünder, „eingestellt“.
Nun frage ich mich, ob ich in der Kirche noch richtig
bin. Wozu eine formale Zugehörigkeit zur Kirche und deren Kirchensteuer, wenn
ich auch ohne christlich leben kann? Ich kann es doch auch wie der verlorene
Sohn (Lukas 15, 11-32) machen. Ich bin am Zweifeln. Meine Heimatgemeinde war
toll. Als Zugezogener in meiner neuen Gemeinde bin ich fremd. Es ist kalt, der
Kontakt oberflächlich, wenn er überhaupt existiert. Bedarf es dazu noch eine
formale Zugehörigkeit und Steuern? Findet man nicht laut Luther allein durch
den Glauben zu Gott (Römerbrief 3, 21-28)?
Stimmt schon. Aber man darf sich wohl nur auf sich selbst verlassen. Ich denke, das hat sogar Jesu so gesehen und vielleicht gerade deswegen sind die Menschen ihm bis heute gefolgt und glauben an ihn und das Leben.
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