Montag, 12. Mai 2014

Über den Beruf der Hausfrau



Dass Frauen die Hälfte der Gesellschaft ausmachen, hat die Politik bereits erkannt. Entsprechend wirbt sie um deren Wählergunst. Frauen wählen meistens mehrheitlich lieber die Union, wie es Christiane Hoffmann in „Damenwahl“ (SPIEGEL 21/2013, S. 16 ff) beschrieb. Erst wenn vom anderen Lager ein besserer Prinz auf einem Schimmel angeritten kommt, ändern sie gern ihre Wählergunst. Die Prinzen vom anderen Langer waren  Willy Brandt (1969, 1972) und  Gerhard Schröder (1998, 2002), oder besser: Der hübsche Willy und der fesche Gerd. Ansonsten halt Konrad Adenauer, Helmut Kohl und Franz-Josef Strauß.

Beide sozialdemokratischen Kanzler brachten auch manchmal Gesetze zur Emanzipation ein. Doch so ganz ist die Emanzipation der bundesdeutschen Sozialdemokratie und anderen Parteien bislang noch nicht gelungen. Ein Beispiel: Gerhard Schröder wollte den Reformstau aus der Ära Kohl angehen. Dazu wollte er unter anderem den Arbeitsmarkt beleben und so weiter. Also kamen in Schröders zweiter Amtszeit die Agenda 2010 und die Hartz-Gesetze. Die Arbeitslosenzahlen stiegen und stiegen, weil sie ja vorher unter Kohl gefälscht wurden. Fortan wollte man ehrlich sein.
Tja, das ist nicht ganz gelungen. Zwar können nun auch Hochschulabsolventen und andere nach ihrer Ausbildung Arbeitslosengeld II (vormals Sozialhilfe) beziehen. Doch längst nicht alle Erwerbslosen sind in der Arbeitslosenstatistik enthalten. Aber um welche Gruppe handelt es sich? Richtig, die Hausfrauen. Manche Heimchen fühlen sich sicherlich hinterm Herd wohl. Das ist auch in Ordnung. Doch viele Frauen werden aus unterschiedlichen Gründen arbeitslos und kommen danach nicht in Arbeit. Zwar erhalten sie anfänglich noch Arbeitslosengeld I, sofern sie in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt haben. Wenn sie aber nach der Bezugsdauer weiterhin keinen Job ergattern, fallen sie aus der Statistik und damit aus der Förderung.
Es mag akzeptabel sein, dass Ehefrauen so lange finanziell von ihrem Mann ausgehalten werden, wenn dieser anständig verdient. Doch greifen bei diesen Frauen keine Förderprogramme, damit sie bald in einem Arbeitsverhältnis stehen. Diese erwerbslosen Ehefrauen können täglich mehrere Bewerbungen verfassen und abschicken, entgolten wird es ihnen nicht. Sie können Bewerbungstrainings beziehen, doch das nur privat oder selbst finanziert. Wo ist also das „Fordern und Fördern“ in der aktuellen Zeit des Fachkräftemangels?
Das neue Jobwunder ist also auch nur potemkinsches Dorf der Politik, eine allzu gern gebrauchte Floskel von Angela Merkel.
Die Münsteraner Historikerin Doktor Julia Paulus meinte einmal, dass die Beschäftigungspolitik gegenüber den berufstätigen Ehefrauen so lange gnädig war, bis die Politiker bemerkten, dass auch Zuwanderer Männer sein können. Paulus meinte das auf keinem Fall volksverhetzend. Trotzdem stimmt die Aussage, dass Hausfrauen Bürger zweiter Klasse und ein annehmbares Übel sind. Scheinbar glauben auch weibliche Arbeits- und Sozialminister sowie Frauenminister der jüngsten Vergangenheit sowie der aktuellen Regierung, dass Hausfrau noch immer ein guter Beruf für die genügsame Ehefrau sei. Daran erkennt man, dass auch Frauen nicht zwangsläufig bessere Frauenpolitik machen. Eine bessere Situation für arbeitswillige, aber erwerbslose Frauen ist jedoch allemal zu wünschen. Doch bislang herrscht die staatlich begünstigte Abhängigkeit der Ehefrau vom Mann vor. Ein Mißstand!

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