Am Dienstag, dem 30. Oktober 2012,
verbrachte ich einen Tag in Weimar. Und was macht man in Weimar schönes, außer
eine Thüringer Rostbratwurst zu essen? Ich besuchte dort das Goethe-Haus. Da
waren sehr viele Gäste. Anschließend ging ich ins Schiller-Haus. Dort waren
schon weniger Besucher. Als ich aber zum Schluss in die Gedenkstätte Buchenwald
fuhr, war da kaum eine Menschenseele.
Das ehemalige Konzentrationslager
Buchenwald ist zweifellos kein schöner Ort. Ich kann mir gut vorstellen, an
welchem weitaus schöneren Ort ich gewesen wäre. Buchenwald ist ein unheimlich
bedrückender Ort. Obwohl Buchenwald kein Vernichtungslager war, steht das KZ
Buchenwald exemplarisch für alle Konzentrationslager und dem Holocaust. Trotzdem
betrübt mich der Mangel an Besuchern sehr. Lediglich eine kleine Gruppe von
Kindern und ein schwarzafrikanisches, französisches Pärchen waren neben mir
weitere Besucher. Letztere imponierten mir ungemein. Der Holocaust ist ein
Weltverbrechen, dem sich kein Mensch entziehen darf. Jedoch gedachten diese schwarzen
Franzosen ohne jedwede historische Schuld der Opfer. Dabei ist perfide
Ausgestaltung von Konzentrationslagern mit einhergehender Zerstörung von Leben
sowie massenhafte Vernichtung von Minderheiten eine ganz spezielle deutsche
Schuld.
Anhand der geringen Besucherzahl
stelle ich fest, dass unsere Mitmenschen noch immer durch negative Vorurteile
sowie Klischees beseelt sind und sich nur zu leicht von Intoleranz freisprechen.
Mittlerweile ist unser Deutschland wieder vielseitig und bunt, und soll es
künftig bleiben. Unsere Gemeinschaft war und ist immer mehr als nur die
scheinbar dominante Mehrheit. Deutschland war und ist immer die Summe all
seiner vielseitigen Gruppierungen. Dies belegen die Sephardim (Juden mit Wurzeln
auf der Iberischen Halbinsel) wie Spinoza und Disraeli sowie die Aschkenasim
(mittel- und osteuropäische Juden) wie Heine, Kafka und Einstein. Sie haben die
deutsche Geschichte bereichert.
Ein anderer Aspekt, der mich bei
meinem Besuch in Buchenwald sehr bedrückte, war der Umstand, dass fast 60 Jahre
nach dem Krieg noch immer die Gedenkstätte Buchenwald durch elektronische
Sicherungsanlagen und Wachpersonal gesichert werden muss. In Deutschland muss
es doch eine Selbstverständlichkeit sein, dass KZ-Gedenkstätten unversehrt
bleiben.
Deutschland scheint geschichtsunwillig und geradezu
gesättigt von der Aufarbeitung der eigenen Geschichte zu sein. Es sei denn,
irgendwelche Waffenfanatiker, Soldaten aus Leidenschaft und Nazis kriegen neue
geistige Schmalkost über den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust serviert. Doch
auch das zeugt von Unwillen und Sättigung. Deutschland darf aus eigenem
Interesse niemals vergessen. Das sollte auch der letzte nach so vielen Jahren
für immer begreifen.
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